Eine Tauchsafari mit dem Rolli

Eine Tauchsafari mit dem Rolli

23. Juli 2018 Aus Von Webmaster

Es muss Anfang der neunziger Jahre, im Juni 1992 oder so gewesen sein. Harald der damalige Obmann unseres Vereins, organisierte das ganze Abenteuer. Georg und Inge, zwei Freunde von ihm, besaßen die Merlin, ein dunkel blau gestrichener Motorsegler mit ca. 15 Meter Länge. An Board war Platz für 10 Leute, die Kajüten waren ausschließlich unter Deck und ein Kompressor für unsere Flaschen war auch vorhanden.

Die Anreise gestaltete sich nicht gerade einfach. Zuerst mit dem Autoreisezug nach Venedig und dann mit dem Auto bis Porto Santa Stefan das nördlich von Rom liegt. Es war ein windiger Tag, soweit ich mich noch erinnern kann und die Merlin schaukelte aufgeregt auf und ab als wir ankamen. Auch für sie war es eine Premiere, das erste mal ein tauchender Rollifahrer an Deck! Es war schon alles vorbereitet, wir mussten nur mehr auf das Boot. Harald nahm mich Huckepack und gleich darauf saß ich bei Tisch mit Blick auf das offene Meer und mein Rollstuhl lehnte zusammengeklappt für die nächsten 7 Tage an der Reling. Ich brauchte ihn nur zum Anziehen meines Tauchanzuges das mit meinem Rolli einfacher funktionierte. Die Ausfahrt aus dem Hafen war stürmisch, 2-3 Meter hohe Wellen schlugen gegen den Bug der Merlin. Ich fragte mich schon wie ich die nächsten Tage überstehen sollte. Andi, ein gelernter Pfleger, schnappte mich und brachte mich unter Deck, wo es um einiges ruhiger war. Gott sei dank war es der einzige stürmische Tag den ich mitmachen musste. Am 2 Tag ging es los mit den Tauchgängen. In und aus dem Wasser ging es meist mit den Kran der an Board war. Abenteuerlicher war die Seilmethode: ich hing in einer Schlaufe und zwei starke Männer zogen mich auf das Schiff. Das hätte gefilmt gehört! Heute wird das alles schon einfacher funktionieren, aber damals war alles ein wenig umständlicher, vor den HSA-Zeiten, quasi die Pionierzeiten der Rolli-Taucher auf einem Tauchboot. Georg suchte mit dem Echolot eine geeignete Tiefe für uns und Unterwasser eröffnete sich eine andere Welt: Octopusse, Drachenköpfe, Schwärme von Fischen, bunte Schwämme und noch viel mehr, alles was das Mittelmeer mit seinen beeindruckenden Felsformationen zu bieten hat, sahen wir. Bei den
 Tauchgängen mit dem Beiboot war ich jedoch nicht dabei, das Ein- und Aussteigen wäre zu kompliziert gewesen. Auch ein Wrack auf 55 Meter Tiefe wurde einmal betaucht, das ich sicherheitshalber aber auch nur von oben gesehen habe. 7 Tage sind wir so die Küste entlang geschippert ohne das wir jemals Seekrank wurden. Dafür bin ich danach Landkrank geworden! Diejenigen die schon mal eine längere Schifffahrt gemacht haben kennen das, nach mehreren Tagen an Board geht man an Land und man hat das Gefühl das der ganze Boden schwankt. So ging es auch mir im Rollstuhl. Ach ja, hab ich von unseren Angelversuchen erzählt? Geplant war, wenn man schon auf hoher See ist, dass wir frischen Fisch fangen und am Abend was ordentliches auf dem Teller haben. Die ganze Woche hat kein einziger Fisch angebissen! Kaum zu glauben, aber so war es und wenn ihr glaubt wir haben den Frust mit Alkohol bekämpft, irrt ihr euch. Es gab nicht ein einziges mal ein Trinkgelager. Es war eine schöne, abenteuerliche aber auch anstrengende Woche so ganz ohne Rollstuhl. Ja… das waren noch Zeiten.

 

Beitrag von Johann und Markus Fitzka